Demenz und Partnerschaft: Sich achten, lieben, den Alltag meistern
Wie Ergotherapeut:innen Menschen mit Demenz und deren Partner:innen begleiten
Für viele ein Schreckgespenst: Demenz. Demenz ist eine stigmatisierte Erkrankung, die oft mit Bildern aus der Vergangenheit verknüpft ist; diese Vorstellungen haben jedoch nichts mehr mit dem aktuellen medizinischen Wissen, Präventionsmaßnahmen und der heutigen Versorgungsstruktur zu tun. Zunächst: es wird viel mehr geforscht. Und außerdem: In der heutigen Gesellschaft lässt sich anders mit Demenz umgehen. Wie das funktionieren kann, erfahren Menschen mit Demenz und ihre Partner:innen bei Ergotherapeut:innen. Diese Berufsgruppe beleuchtet bei ihrer Arbeit mit Menschen mit Demenz und ihren Partner:innen die vielen Facetten der Erkrankung und verhilft betroffenen Paaren zu mehr Lebensqualität, einem besseren Umgang mit der Krankheit und dem Umfeld und vor allem zu einem konfliktfreieren Miteinander.
Demenz wird mittlerweile als neue Volkskrankheit bezeichnet. Und ja, Demenz ist schlimm. Phasenweise und manchmal schon ganz am Anfang. Dennoch: Es ist nicht hilfreich, wegzuschauen und erste Anzeichen, die im Übrigen nahezu alle Betroffenen als Veränderungen im Alltag wahrnehmen, zu ignorieren. Meist ist es so, dass Betroffene und ihre Angehörigen erst dann aktiv werden, wenn die Demenz schon mittelgradig oder weit fortgeschritten ist. Dabei haben Betroffene ebenso wie ihre Angehörigen ein Recht auf Hilfe. Gerade bei kognitiven Ausfällen ist es ratsam, ärztliche Hilfe so früh als möglich in Anspruch zu nehmen. Dort können zielgerichtete diagnostische Verfahren Klarheit bringen – in welche Richtung auch immer. Wird eine Demenz festgestellt, tragen eine gute Medikation und weitere Optionen, wie beispielsweise Ergotherapie, dazu bei, den Verlauf der Demenz in bestmögliche Bahnen zu lenken.
Demenz in allen Facetten und Wege für einen besseren Umgang kennenlernen
Bleibt Demenz unbeachtet und unbehandelt, führt sie die Betroffenen und ihre Partner:innen oft in die typische Abwärtsspirale aus sozialem Rückzug, misslingender Kommunikation und enormem Energieaufwand, um die Fassade aufrechtzuerhalten, so die Erfahrung in ergotherapeutischen Praxen bei der Intervention mit Menschen mit Demenz. Diesem Verlauf haben Ergotherapeut:innen etwas entgegenzusetzen. Insbesondere für Menschen mit Demenz im Anfangsstadium und deren Partner:innen gibt es Möglichkeiten, Ansätze und Schulungen, die speziell für das Krankheitsbild Demenz konzipiert sind. Ergotherapeut:innen richten dabei immer das Augenmerk auf die schleichenden Veränderungsprozesse und vermitteln den Betroffenen und deren Partner:innen, wie es möglich ist, diese besser zu verstehen und im Alltag damit klarzukommen. Menschen mit Demenz vermissen ebenso wie ihre Partner:innen vieles wie Vertrautheit und dass sie manche ihrer Rollen und Aufgaben nicht mehr wahrnehmen können beziehungsweise neue dazugekommen sind. Es ist eine für Ergotherapeut:innen typische Vorgehensweise, Betroffene und ihre Angehörigen in schwierigen Lebenslagen so zu befähigen, dass sie Ressourcen erkennen, also Dinge, die ihnen wichtig sind wie etwa Humor, sportliche Aktivitäten oder andere Hobbys, Kontakt zu Familie und den Enkelkindern und wie sich aus all dem immer wieder neue Energie und Antrieb schöpfen und die Lebensqualität verbessern lässt.
Ergotherapeut:innen sorgen für mehr Verständnis für Menschen mit Demenz
Ein zentraler Knackpunkt ist oft das Verständnis für den Menschen mit Demenz. Partner:innen können nur schwer einschätzen, warum sich der/ die Andere gerade so verhält oder etwas klappt oder auch nicht. Ist das auf die demenzbedingten Persönlichkeitsveränderungen zurückzuführen? Oder was ist die Ursache? Oft sind es ganz einfach „nur“ die kognitiven Defizite, die das jeweilige Verhalten begründen. Ergotherapeut:innen beleuchten gemeinsam mit den Menschen mit Demenz und deren Partner:innen, wie bestimmte Alltagssituationen aussehen und wie sie sich zum Besseren wenden lassen. Oft ein Dilemma: Der Wunsch, sich morgens selbst zu waschen und anzuziehen führt bei vielen dazu, dass dies wegen der zunehmend fehlenden kognitiven Fähigkeit, Handlungsabläufe richtig auszuführen, immer länger dauert. Auch kann es sein, dass das Bad in einem verwüsteten Zustand zurückbleibt, was nichts mehr mit der Ordnungsliebe des Menschen vor seiner Erkrankung zu tun hat. Ergotherapeut:innen wissen, wie wichtig es ist, dass der Partner oder die Partnerin im Sinne eines möglichst harmonischen Miteinanders versteht, wieviel Konzentration und Energie es Menschen mit Demenz kostet, alltägliche Handlungen erfolgreich zu bewältigen. Ebenso sieht es bei den Betroffenen aus: Sie sollten – so das ergotherapeutische Verständnis – erklären, wie sie ihre Erkrankung als Belastungen erleben. Dadurch wächst das gegenseitige Verständnis und die Paare profitieren von der gemeinsamen Suche nach Lösungen.
Transparenz und zielführende Kommunikation erleichtern den gemeinsamen Alltag
Ein weiteres, heikles Thema ist die Kommunikation – untereinander und auch mit anderen. Ergotherapeut:innen kennen und handhaben bei ihren Interventionen den Ansatz der einfühlsamen Kommunikation. Es sind bestimmte Regeln zu beachten wie „nicht über, sondern mit dem anderen zu sprechen“, wodurch sich eine konstruktive Gesprächsatmosphäre während der ergotherapeutischen Termine entwickelt. Dieses Prinzip gilt ebenso für den Alltag außerhalb der ergotherapeutischen Interventionen. Es stellt eine weitere, elementare Grundlage für ein konfliktfreieres Miteinander dar – als Paar und mit dem Umfeld. Ergotherapeut:innen bestärken Menschen mit Demenz und ihre Partner:innen darin, Familie, Freunde und das Umfeld einzubeziehen und transparent zu kommunizieren. Wer das nicht tut, läuft Gefahr, die sozialen Kontakte zu verlieren, da es schnell zu Missverständnissen kommt, wenn Menschen mit Demenz Nachbarn nicht mehr grüßen, weil sie sich schämen, dass sie den Namen nicht parat haben. Oder Freunde und Familie vor den Kopf stoßen, weil sie aus Angst vor Überforderung nicht mehr zu Festen mitkommen möchten. Sind alle entsprechend informiert, wächst in der Regel das Verständnis, vieles wird leichter.
Auch das bleibt möglich: Demenz und Liebe
Es geht bei Ergotherapeut:innen nicht nur um praktische Dinge, sondern auch um emotionale; darum, eigene Gefühle wie Trauer und Abschied als solche zu erkennen und zu akzeptieren, loszulassen, was nicht mehr möglich ist und offen zu bleiben für die gemeinsame Zukunft. Ein weiterer Aspekt der ergotherapeutischen Arbeit ist es, auch bei fortschreitender Demenz dem beziehungsweise der nichtbetroffenen Partner:in aufzuzeigen, dass es eine Chance bedeuten kann, Aufgaben, die der beziehungsweise die Andere nicht mehr oder nicht mehr vollständig ausführen kann, zu übernehmen. Es bedeutet, Neues zu lernen, aktiver zu sein oder alleine Entscheidungen zu treffen. Auch beim Spagat, Pflegende:r und gleichzeitig Liebespartner:in zu sein, gibt es Unterstützung durch Ergotherapeut:innen. Dabei gilt es auch herauszufinden, wo die eigenen Grenzen sind, wie Zärtlichkeiten und Nähe möglich sind, obwohl es unangenehme und desillusionierende Situationen gibt. Niemand sollte sich aus Pflichtgefühl überfordern, sich aufopfern oder sich und die eigenen Interessen völlig aufgeben. Mithilfe der bei Ergotherapeut:innen erlernten Strategien gelingt es vielen, den Alltag entspannter zusammen zu verbringen und Belastungen besser standzuhalten.
Informationsmaterial zu den vielfältigen Themen der Ergotherapie gibt es bei den Ergotherapeut:innen vor Ort; Ergotherapeut:innen in Wohnortnähe auf der Homepage des Verbandes unter https://dve.info/service/therapeutensuche
Spielerische Förderung, Bobath Konzept für Kinder. Die Entwicklung Ihres Kindes ist ein Zusammenwirken sensomotorischer, emotionaler und geistiger Elemente.
Ihr Kind setzt sich ständig mit der sozialen und gegenständlichen Umwelt auseinander. Dies wird in der Behandlung nach Bobath aufgegriffen. Die nach Bobath behandelnde Physiotherapeutin löst manuell bestimmte Bewegungen bei Ihrem Kind aus, indem sie an sogenannten Schlüsselpunkten Rotationsbewegungen initiiert. Die Muskelspannung Ihres Kindes soll möglichst normalisiert, koordinierte Bewegungsabläufe gefördert werden.
Eine Bobath-Behandlung wird meist in eine Spielsituation eingebettet, sodass die Anforderungen an das Kind spielerisch umgesetzt werden können. Sie findet auf dem Boden, der schrägen Ebene, dem Schaukelbrett, dem Gymnastikball, im Klettertunnel oder anderen kindgemäßen Räumlichkeiten statt.
Das Konzept der Bobath-Therapie ist eine ganzheitliche Behandlung von Kindern. Insbesondere bei Kindern mit Entwicklungsstörungen in Bewegung, Koordination und Wahrnehmung wird das Bobath-Konzept eingesetzt.
Eine wichtige Rolle in der Therapie spielt der Umgang mit dem Säugling oder Kind im Alltag, wie Tragen, An- und Ausziehen, Füttern und förderndes Spielen, worin die Eltern fördernd angeleitet werden.
In der Bobath-Therapie wird mit gesetzten Bewegungsanreizen das motorische Lernen spielerisch angeregt. Dabei werden Bewegungsabläufe gefördert und gegebenenfalls neu erlernen. Durch unterstützende Handgriffe wird Ihr Kind in seiner Regulation und Kontrolle von Haltung und Bewegung gefördert.
Ziel der Bobath-Therapie ist es, die inneren Möglichkeiten des Kindes zu entdecken und es in seinen Fähigkeiten zu fördern, um eine größtmögliche Selbstständigkeit zu erreichen.
Wirbelsäulenverletzungen sind nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Erst recht nicht, wenn Betroffene nach erfolgreicher Therapie wieder Sport treiben wollen. Bei den 15- bis 30-Jährigen ist der jeweils intensiv betriebene Sport selbst zu rund 14 Prozent die Ursache schwerer Wirbelsäulenverletzungen. Um welche es sich meist handelt und wie sie therapiert werden – darüber referierte Dr. med. Markus Pietrek, Wirbelsäulenchirurg und Leitender Arzt der Klinik für Spinale Chirurgie an der Schön Klinik Hamburg Eilbek auf dem 15. Zeulenrodaer Kongress für Orthopädie und Sportorthopädie. Der Kongress versorgt Experten jedes Jahr mit hochkarätigem Wissen.
Schwere Wirbelsäulenverletzungen entstehen u.a. häufig beim Skifahren, im Kampfsport, beim Reiten und bei Kontaktsportarten wie American Football und Rugby. Im Fußball und Basketball dagegen gibt es sie nicht so häufig.
Überwiegend sind es Wirbelbrüche, seltener auch traumatische Bandscheibenschäden, wenn der Sportler eine genetische Veranlagung dafür hat. In letzterem Fall reicht schon eine falsche Bewegung vor allem in den Rotations-Sportarten, wie z.B. Golf oder Tennis, und schon kann eine Bandscheibe funktionsuntüchtig werden.
Bei stabilen Brüchen der Halswirbelsäule, unteren Brustwirbelsäule und Lendenwirbelsäule reichen eine konservative Therapie mit vorübergehender Sportkarenz und Schonung, und nachfolgend einem Training ohne Belastung der Wirbelsäule. Nach 8 Wochen kann das Training erhöht werden, nach 10 bis 12 Wochen kann der Sportler meist wieder in das sportartspezifische Training einsteigen.
„Stärkere Brüche hingegen sind meist eine OP-Indikation“, so Dr. Pietrek, „Hier kommt es darauf an, in welchem Winkel, also wie schräg der Wirbel steht, und welche Anteile betroffen sind.“ Bei über 15 bis 20 Grad sollte der Patient möglichst schnell, das heißt binnen 2 bis 4 Tagen operiert werden. Es handelt sich um einen kleinen Eingriff mit vier Schrauben, die nach einem dreiviertel Jahr wieder entfernt werden. Bereits am Tag nach der OP gibt es schon eine physiotherapeutische Mobilisation, 14 Tage nach der OP kann der Betroffene langsam wieder mit einem leichten Training beginnen. Pietrek: „Meist erreichen die Sportler nach einem Jahr das Level, was sie vorher hatten – auch wenn die OP an der Halswirbelsäule stattfand.“
Bei Berstungsbrüchen, wo ein Großteil des Wirbels komplett „kaputt ist“, wird es schon schwieriger und langwieriger. Hier muss für einen Wirbelkörper-Ersatz gesorgt werden, der lange einheilen muss.
Wirbelbrüche mit Rückenmarksverletzungen sind der Worts Case: meist gibt es dann kein Zurück mehr in den ursprünglichen Sport.
Die sehr individuell gestalteten Trainingstherapien nach den Operationen umfassen ein breites Spektrum. Entscheidend für den Erfolg ist ein stetes Begleiten der Behandlung durch das gesamte Team von Physiotherapeuten, Sporttherapeuten, behandelnden Ärzten und natürlich den Trainern. In Hamburg wurde dazu ein spezielles Programm („Return to Activity“) entwickelt, welches Patienten nach ihrer Wirbelsäulen-OP im eigenen großen Trainings- und Therapiezentrum durchlaufen.